Der Gesang des Wasserfalls by Morrissey Di
Autor:Morrissey, Di [Morrissey, Di]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
ISBN: 978-3-426-41732-4
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2013-10-21T04:00:00+00:00
Connor und Madi holten die anderen ein, die im Gänsemarsch dem feuchten Pfad folgten, sich unter überhängenden Felsen hindurchduckten und vorsichtig der exotischen Flora auswichen. »Meine Güte, schau dir nur an, wie groß sie ist. Schnell, Connor, mach ein Foto von mir!«, rief Madi.
Sie stand unter einer fünf Meter hohen Bromelie. »Ich habe so eine mit einer stacheligen rosa Blüte in einem Blumentopf in meinem Garten, aber sie ist nur klein und wirkt eher gedrungen. Was meinst du, wie alt die hier ist?«
»Uralt. Ich habe keine Ahnung. Aber du siehst süß aus.« Connor drückte auf den Auslöser.
Nach zwanzig Minuten hatten sie den höchsten Punkt der Fälle erreicht. Hier glitt der breite Potaro an kleinen, vorstehenden Felsen und Grasbüscheln vorbei auf die plötzlich abfallende Felswand zu, über deren scharfkantigen Rand das Wasser hinabrauschte. Das goldene Wasser strömte in weißen, schaumigen Wellen über den Steilrand und stürzte zweihundertsechzig Meter in die Tiefe.
»Behaltet mal einen bestimmten Teil des Wassers im Auge, beobachtet, wie es über den Rand fließt und versucht, es bis nach unten zu verfolgen, dann bekommt ihr einen Eindruck von der gewaltigen Kraft und der Geschwindigkeit der Fälle«, sagte John.
Sprühnebel stieg aus der Schlucht auf und machte es unmöglich, bis ganz nach unten zu sehen. Das schäumende Wasser fiel mit solcher Wucht in die Tiefe, dass sein Aufprall am Fuße der Felswand im sprühenden Wassernebel gar nicht zu sehen war. Sie standen auf der linken Seite der Fälle, und die Männer legten sich einer nach dem anderen auf den Bauch, ließen den Kopf über den Rand baumeln und schauten nach unten in die Schlucht.
Sharee schüttelte den Kopf. »Das mache ich nicht. Was ist mir dir, Madi?«
Madi konnte den Blick immer noch nicht von dem gewaltigen wogenden Wasservorhang wenden. Und plötzlich erschien ein Regenbogen, spannte sich aus dem Sprühnebel hinauf bis zum Fluss. Gleichzeitig stieg ein Schwarm kleiner schwarzer Mauersegler auf, diese schmalflügeligen Vögel, die hinter den Wasserfällen nisten, schossen hinaus, wurden vom Aufwind erfasst und segelten und schwebten in Formation, bevor sie über den Regenbogen hinwegglitten und im Wald verschwanden.
Madi traten bei diesem phantastischen Anblick die Tränen in die Augen.
»Ehrfurcht gebietend, nicht wahr?«, murmelte Connor neben ihr. Sie drückte seine Hand. »Komm und schau über den Rand, das ist wirklich einmalig.«
Sie legte sich bäuchlings auf den Felsen, und Connor hielt sie an den Fußknöcheln fest, aber das unglaubliche Gefälle, das Brüllen des Wassers, die Gischt auf ihrem Gesicht waren zu überwältigend, und sie stand wieder auf.
»Da drüben ist ein kleiner Vorsprung, auf dem man stehen kann, direkt am Rand. Von dort kann man gut fotografieren«, sagte Ann.
»Mich erstaunt«, bemerkte Connor, »dass es hier nichts Touristisches gibt – wie Geländer, Warnschilder, Absperrungen. Es ist alles völlig naturbelassen, wild, so, wie es immer war.«
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